Sporthistorische Route

Anne Sehl und Martin Biederstedt erkunden die Sporthistorische Route

Leipzig verfügt über eine jahrhundertelange Sporttradition. Die sporthistorische Stadtroute ist dabei ein Konzept des Leipziger Sportmuseums unter dem Dach des Stadtgeschichtlichen Museums, welches viele Jahre in der Schublade lag und auf Realisierung wartete. Diese dezentrale Ausstellung stellt einerseits der Leipziger Fußballhistorie, andererseits aber auch die vielschichtige Leistungs- und Breitensportgeschichte der Sportstadt Leipzig dar. Um diese endlich im Stadtbild sicht- und erlebbar zu machen, beschlossen 2017 die Mitglieder des Fachausschusses Sport auf Initiative der bündnisgrünen Vertreter die Realisierung der sporthistorischen Stadtroute. Seitdem werden Jahr für Jahr neue Stationen eingeweiht. Unsere folgende Tour soll die bislang realisierten Standorte zeigen. Die dafür genutzten Texte sind mit freundlicher Genehmigung durch den Museumsleiter Herrn Dr. Hartinger der Website des Stadtgeschichtlichen Museums entnommen, wo sich die komplette Route findet: unter https://www.stadtgeschichtliches-museum-leipzig.de/sportroute-leipzig/

Station 18, Bar Kochba

Station 18 - Jüdische Sportvereine | Ehemaliger Sportplatz des Vereins Bar Kochba, gegenüber Delitzscher Str. 133

1919 wurde mit dem Turn- und Sportverein Bar Kochba der erste jüdische Sportverein in Leipzig gegründet. Er bot seinen bis zu 600 Mitgliedern Boxen, Handball, Fußball, Leichtathletik, Schach, Schwimmen, Tennis, Tischtennis, Turnen, Wandern und Wintersport an. 1922 erfüllte er sich den Traum von der eigenen Sportstätte: An der Delitzscher Landstraße weihte er am 29. Oktober seinen Sportplatz ein. Hier wurden Fußball und Handball gespielt, auch von Frauen und Mädchen. 1932 und 1935 fanden auf dem Platz die Deutschen Makkabi-Meisterschaften in der Leichtathletik statt.

Weitere jüdische Sportvereine waren der Tennis-Club Rot-Weiß (1925–1939), der Jüdische Arbeiter-Turn- und Sportverein (1930–1933) sowie der Sportverein Schild (1934–1939).

Sie alle wurden Opfer der nationalsozialistischen Politik zur „Arisierung“ Deutschlands. Viele ihrer Mitglieder kamen im Holocaust ums Leben. Bar Kochba musste sich 1938 auflösen. Auf seiner Sportstätte wurden Baracken für Zwangsarbeiter errichtet. Nach 1945 spielte eine Fußballmannschaft auf dem Gelände, bevor es nach 1990 ungenutzt verfiel und 2016 durch einen neuen Eigentümer eingeebnet wurde.

Seit 2005 gibt es mit SV Makkabi Leipzig e.V. wieder einen jüdischen Sportverein in der Stadt. 2006 richtete er die 1. Sächsischen Makkabi-Spiele aus und ist Gastgeber zahlreicher integrativer Sportveranstaltungen.

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Station 5 - Radsport am Zoo

Station 5 Radsport | Zoo Leipzig, Pfaffendorfer Str. 29

Leipzigs Erfolgsgeschichte im Radsport begann 1882. Der radsportbegeisterte Ernst Pinkert stellte die mittleren Promenadenwege seines Zoologischen Gartens für ein Hochradrennen zur Verfügung. Er schuf damit die erste Radrennbahn Mitteldeutschlands. 1884 weihte der Leipziger Bicycle-Club am nordwestlichen Rand des Rosentals eine Spezialbahn samt einer modernen Tribüne ein. Hier fanden im August 1884 die ersten Deutschen Bahnmeisterschaften statt; gleichzeitig wurde der Deutsche Radfahrer-Bund gegründet. Die 1892 vom Verein Sportplatz Leipzig errichtete Zement-Radrennbahn auf dem heutigen Kleinmessegelände wurde nach mehreren Umbauten eine Hochgeschwindigkeitsanlage. Bis zu ihrem Abriss 1938 fanden dort drei Welt-, fünf Europa- und zahllose Deutsche Meisterschaften statt. Auf der 1949 erbauten Alfred-Rosch-Kampfbahn wurde die Erfolgsgeschichte fortgesetzt. Die heutige Leipziger Radrennbahn erlebte drei Welttitelkämpfe, dreißig Mal den Großen Preis im Sprint, Weltmeisterschafts-Revanchen, unzählige DDR-und Deutsche Meisterschaften sowie hochklassige Steherrennen.
Olympiamedaillen und Weltmeistertitel Leipziger Sportler zeugen von der Radsport-Hochburg Leipzig, in der 1990 die Vereinigung der Radsportverbände der DDR und der BRD vollzogen wurde sowie 2009 der Bund Deutscher Radfahrer sein 125. Gründungsjubiläum beging.

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Station 17 - Golf / Europahaus

Station 17 - Golf | Europahaus, Augustusplatz 7

„Das ist das Spiel, das man jetzt spielen muss!“ Von einem Freund hatte sich der Leipziger Ernst Gulden auf Sylt zum Golfspielen überreden lassen. Dies führte am 1. April 1905 im Weinrestaurant Paege am Markt 8 zur Gründung des ersten Leipziger Golfclubs, des fünften in Deutschland. Gespielt wurde auf einer Wiese in Gaschwitz, deshalb der Name Golf-Club Gaschwitz. 1907 gehörte dieser zu den Gründern des Deutschen Golfverbandes; bis 1945 trug er maßgeblich zur Förderung der jungen Sportart in Deutschland bei.

Eine wachsende Zahl Leipziger Damen und Herren nahm mit Erfolg an Wettbewerben teil. 1911 richteten sie die Deutsche Meisterschaft aus; 1921 bis 1925 holte Bernhard von Limburger drei Meistertitel nach Leipzig und gründete 1925 mit Golf. Erste reine Fachzeitschrift für den gesamten Golfsport in der Buchstadt den deutschen Golfverlag. 1928 erhielt der Verlag seinen Sitz im neuerbauten Europahaus am Augustusplatz, das sich im Familienbesitz von Limburger befand.

Als im April 1990 Enthusiasten den 1. Golfclub Leipzig ins Leben riefen, ahnten sie nichts von dieser Tradition – in der DDR gab es offiziell keinen Golfsport. Inzwischen gibt es in und um Leipzig vier Golfplätze, auf denen auch internationale Turniere stattfinden.

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Station 1 - Erstes Turnhaus Leplaystraße 11

Station 1 - Erstes Turnhaus | Sporthalle Leplaystraße, Leplaystraße 11

Leipzigs erstes „Turnhaus“ entstand 1847 in der Holzgasse (heute Sternwartenstraße). Erbaut wurde es für den ersten Turnverein der Stadt, den 1845 gegründeten Allgemeinen Turnverein zu Leipzig. In den Folgejahrzehnten entwickelte sich der Verein zu einem der bedeutendsten im Deutschen Reich. Sein Wirken in organisatorischen, theoretischen und praktischen Fragen des Turnens sowie in der Geräteentwicklung und im Turnstättenbau strahlte weit über Leipzig hinaus. Auf dem Areal der ersten Turnhalle wurde anlässlich des 3. Deutschen Turnfestes 1863 ein Turnhallen-Neubau errichtet. Diesem folgte 1913 – wiederum zu einem Nationalturnfest – die Halle Leplaystraße. Bis heute ist diese 2011 sanierte Sporthalle fester Bestandteil im Sportleben der Stadt. Einen Turnhallen-Bauboom erlebte Leipzig in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts. Bis 1900 wurden in Leipzig 51 Vereins- und 50 Schulturnhallen errichtet. Noch heute prägen viele dieser Bauten das Stadtbild. Im Jahr 2017 verfügte Leipzig über 242 Sporträume und Sporthallen.

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Station 7 - Fußball auf den ehemaligen Bauernwiesen

Station 7 - Fußball | ehemalige Bauernwiesen, Fockestraße

Im Juni 1883 spielten Leipziger Schüler erstmals Fußball. Begeistert vom neuen Turnspiel gründeten sie die „Spielvereinigung“ im Allgemeinen Turnverein zu Leipzig. Gespielt wurde auf den Bauernwiesen in Connewitz.

Eine rasante Entwicklung Leipzigs zur Fußballhochburg begann. Neben den Turner-Fußballern traten in den 1890er Jahren auch lokale Clubs auf den Plan, wie FC Lipsia, Leipziger Ballspiel-Club, FC Wacker und VfB Leipzig. Alle waren im deutschen Fußballgeschehen tonangebend. Hiesige Akteure organisierten in Leipzig die Gründung des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) am 28. Januar 1900. Der VfB Leipzig holte 1903, 1906 und 1913 den DFB-Meistertitel und gewann 1936 den deutschen Vereinspokal.

Nach 1945 wurde Leipzig zu einem Zentrum des DDR-Fußballs. Aushängeschilder, Doppelspitze und Dauerkontrahenten wurden die BSG Chemie Leipzig und der 1. FC Lok Leipzig. Lok krönte seine internationale Karriere mit dem Europacupfinale 1987. Der Club benannte sich 1991 um und stieg 1993 für eine Saison in die Fußball-Bundesliga auf. Das gelang 2016 auch RB Leipzig e.V., der sich 2017 für die UEFA-Champions League qualifizierte.

Fußball ist mit über 10.000 Vereinsmitgliedern, darunter Frauen und Mädchen, beliebteste Sportart in Leipzig.

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Station 8 - Arbeiter Turn- und Sportbund

Station 8 - Arbeitersport | Ehemalige Gebäude Arbeiter Turn- und Sportbund, Fichtestraße 2

Arbeiter bildeten die Mehrheit der Turner im Kaiserreich. Sie wurden von den meist bürgerlich-nationalistischen Vereinen allerdings oft ausgegrenzt, oder aber sie verfolgten eigene sozialistische Ziele.

Ihren Sitz in Leipzig hatten der 1893 gegründete Arbeiter-Turner-Bund (ATB) und sein Nachfolger, der Arbeiter-Turn- und Sportbund (ATSB).

Der ATSB wuchs in der Weimarer Republik auf 2,2 Millionen Mitglieder. Seine große Bedeutung ist noch am Baukomplex zwischen Fichte- und Kantstraße ablesbar. Hier wurde 1926 die Bundesschule mit Sport- und Schwimmhalle als zentrale und internationale Ausbildungsstätte erbaut. Sie komplettierte die bereits 1912 errichtete Geschäftsstelle mit Druckerei- und Verlagsgebäude sowie zwei Wohnhäusern. 1933 wurde der ATSB aufgelöst und enteignet. Das Institut für Leibesübungen der Universität Leipzig nutzte den Komplex von 1934 bis 1944, mehrere Gebäude wurden Ende 1943 stark kriegsbeschädigt. Von 1947 bis 1992 war das Institut für Körpererziehung der Universität Leipzig in der Fichtestraße ansässig.

Alle erhaltenen ehemaligen Bundesschulbauten beherbergen heute Wohnungen.

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