Nachhaltige Baukultur in Holz

Geplanter Siebengeschosser Kästnerstraße; Bild: Langheinrich + Manke Architektur

Nachhaltiges Bauen ist ein wesentlicher Schlüssel für eine klimaneutrale Wirtschaft. Unter den verschiedenen Ansätzen eines kreislauffähigen, ressourcenschonenden Bauens mit nachwachsenden und ökologischen Baustoffen weist die Verwendung von Holz mittlerweile die größte Bekanntheit und Marktreife auf. Beim Holzbau verknüpfen sich in idealer Weise Systembau mit hoher Vorfertigung und damit schneller Bauzeit mit dem Einsatz eines ökologisch nachhaltigen, CO2-bindenden Baustoffes ganz im Sinne des Klimaschutzes. Allein beim Bau eines Einfamilienhauses in Holzbauweise entstehen laut der Ruhr-Universität-Bochum 35-56 % weniger Treibhausgasemissionen. Der Rohstoff Holz steht dabei in ausreichender Menge zur Verfügung. Alle zwölf Sekunden wachsen in Deutschland genug Bäume für ein neues Wohnhaus nach, ca. 1/3 des deutschen Rohholzaufkommens würden benötigt, um alle Hochbauvorhaben in Holz zu realisieren. Gleichwohl ist die Verwendung von Holz aus regionaler und nachhaltiger Bewirtschaftung entscheidend, um insgesamt positive ökologische Effekte zu gewährleisten. Holzbau kommt dabei nicht nur für Einfamilienhäuser, sondern auch für mehrgeschossige Häuser in Frage. Durch das geringere Eigengewicht des Baustoffes Holz ist zudem eine Realisierung von Aufstockungen leichter und wirtschaftlich möglich und kann einen Beitrag zum flächensparenden Bauen leisten.

Unsere Fraktion hat Ende 2021 im Stadtrat einen Beschluss herbeiführen können, der den Oberbürgermeister mit der Entwicklung von Holzbau-Pilotprojekten in Bauvorhaben unterschiedlicher Trägerschaft, Größe und gestalterischer Ausprägung zu beauftragen. Diese Pilotprojekte sollen administrativ, fachlich und wissenschaftlich begleitet werden.

Weitere Projekte wie z.B. der Neubau einer Dreifeldsporthalle mit 500 Zuschauerplätzen in der Schönauer Landstraße in Holzbaulementen ab der Gründung,  die Sporthalle Löbauer Str. (Holz-Trag-Konstruktion), die Schule Rückmarsdorf (Erweiterungsbau in Holzhybridbauweise), die 24. Schule (Erweiterungsbau in Holzhybridbauweise) und die Schule Gundorf (Verbindungsbau in Holzständerbauweise) haben die Umsetzungsphase erreicht und werden zeitnah fertig gestellt. Auch plant die Verwaltung für 2023 und 2024 den Start einer fachlichen Begleitung von weiteren 1 bis 3 Holz-Hochbauprojekten.
Für weitergehende Informationen findet man hier unseren Stadtratsbeschluss zur Holzbauoffensive

Die folgende Tour soll bereits gelungene Beispiele für die nachhaltige Holzbauweise in Leipzig zeigen.

Holzbauschule am Barnet-Licht-Platz; Bild: Fraktion

Oberschule Barnet-Licht-Platz

Die Oberschule am Barnet-Licht-Platz ist Sachsens erste Schule aus Holz und damit ein echtes Pilotprojekt. Sie wurde in nur einem Jahr Bauzeit errichtet und war das Herzensprojekt unserer damaligen grünen Baubürgermeisterin Dorothee Dubrau. Das Vorhaben wurde nicht wissenschaftlich begleitet. Die Verwaltung konnte mit dem Vorhaben jedoch umfangreiche Erfahrungen zum Bauen mit Modulen und Bauen mit Holz sammeln. Durch einschlägige Veröffentlichungen in Fachzeitschriften wurden auch andere Kommunen auf dieses spannende Projekt aufmerksam und traten z.T. in den Wissensaustausch mit der Stadt Leipzig.

https://www.ingenieurholzbau.de/projekte/oeffentliche-bauten/erziehung-bildung-forschung/osblp-erste-schule-in-holzbauweise-in-sachsen

Simulation des geplanten Siebengeschossers; Bild: Langheinrich + Manke Architektur

Siebengeschosser in der Südvorstadt mit Sozialwohnungen

In der Südvorstadt soll dieses Projekt nachhaltiges Bauen vorantreiben. Ein privater Investor baut an der Kreuzung Ecke Alfred-Kästner-Straße / Bernhard-Göring-Straße mit der Förderung der Stadt und mit Mitteln vom Freistaat Sozialwohnungen. Auf sieben Etagen sollen 74 der 76 Wohnungen Sozialwohnungen werden. Die Mietpreise pro Quadratmeter sinken so von 17,00€ bis 20,00€ auf 6,50€. Das Haus soll Ende 2024, spätestens Anfang 2025 fertig werden.

Anbau der Apollonia-von-Wiedebach-Schule; Bild: Fraktion

Oberschule-Erweiterungsbau in Connewitz

Die städtische Apollonia-von-Wiedebach-Oberschule in Connewitz befindet sich in einem denkmalgeschützten Gebäude und hat zum Schuljahr 2023/24 einen Erweiterungs-Anbau mit Mensa und neuen Klassenräumen bekommen. Die Fassade des Anbaus ist komplett aus Holz gefertigt und eine Photovoltaikanlage wird für nachhaltige Energie sorgen. Das bisherige Bestandsgebäude und der Neubau werden über eine verglaste Brückenkonstruktion miteinander verbunden, sodass eine barrierefreie Verbindung zwischen den beiden Schulhäusern besteht.

https://www.lesg-leipzig.de/projekte/kita-und-schulbauprojekte/avw/

Vorher/Nachher in der Holbeinstraße; Quelle: Fraktion

Holzhybridbau Kita Holbeinstraße

Die dreigeschossige Kindertagesstätte in der Holbeinstraße wurde auf Initiative der Grünen Stadtratsfraktion im Sommer 2022 nach etwa 13monatiger Bauzeit in Betrieb genommen. Die Ausführung als Holzhybridbau nach Entwurf des Architekturbüros Daab, Nordheim, Reutler (dnr) ist ein gutes Beispiel, wie öffentliches Bauen nachhaltig gestaltet werden kann. Das Gebäude besteht aus einer Hybridkonstruktion aus Stahlbeton-Skelett (Geschossdecken und Stützen) und Holzständeraußenwand. Die Materialien sind sowohl im Innenraum als auch von außen sichtbar. Zudem verfügt die Kita über eine begehbare Dachterrasse, ein Gründach und eine wunderbare Feifläche entlang der Weißen Elster. Zwischen Kita und Fluss wurde zudem ein Uferweg freigehalten, der noch entwickelt und künftig öffentlich zugänglich werden soll. Inklusive der Ausstattung kostet der dreigeschossige Bau rund sechs Millionen Euro, als Projektsteuerer hatte die städtische Entwicklungsgesellschaft LESG mit der Erschließung, Entwicklung und Sanierung von Anfang an alle Fäden in der Hand. So ist es gelungen, den Bau an diesem durch die wassernahe Bebauung schwer zu entwickelnden Standort zu realisieren. Zuvor befand sich am Standort eine vollversiegelte Garagenanlage mit über 100 Garagen.

 

 



Haus Ahorn; Foto: Fraktion

Kita „Treffpunkt Linde“ – Haus Ahorn

Die Kindertagesstätte “Treffpunkt Linde” des Mütterzentrum e.V. Leipzig in Plagwitz im Leipziger Westen befindet sich in einem ruhigen, begrünten Innenhof zwischen Elster-Passage und Merseburger Straße. Die alte und sanierte Villa bekam 2012 mit dem neuen Haus „Ahorn“ einen Erweiterungsbau in Holzbauweise nach einem Entwurf des Büros Wittig-Brösdorf. Das Haus aus massiver Holzständerbauweise mit Gefachedämmung aus Strohballen und innenseitigem Lehmputz verfügt über eine hinterlüftete Fassade aus naturbelassener Holzschalung. Damit ist ein Gebäude entstanden, das sowohl energetisch als auch in der Wahl der Baustoffe besonderen ökologischen Ansprüchen gerecht wird und den Kindern ein gesundes und natürliches Raumklima bietet. Das ca. 1.000 m² große Außengelände ist naturnah ohne Großspielgeräte gestaltet. Es finden sich hier ein Kletterbaum, das Rosenschloss nur für Kinder, ein Lehmhaus für die Spielgeräte und der Gemüsegarten. Außerdem können vom Kindergarten zwei angrenzende teilöffentliche Spielflächen mit Rennstrecke, Schaukeln, Rutschen usw. genutzt werden.

 

 

Architekturbüro studiogold; Foto: Fraktion

Geschäftshaus des Architekturbüro studiogold in der Merseburger Straße 40

In Plagwitz-Lindenau entstand im Jahr 2021 ein Büroloft des Architekturbüros studiogold als Massivholzbau und Hinterhaus eines straßenseitig gelegenen Gründerzeitgebäudes.
Das Gebäude wurde als Passivhaus konzipiert, verfügt über ein begrüntes Flachdach und liefert Strom aus einer PV-Anlage für den Eigenbedarf des Architekturbüros. Beim Bau des Gebäudes kam nicht nur neues Holz zum Einsatz, auch wurden Holzstützen aus einem gründerzeitlichen Kaufhaus upgecycelt. Der Bau verfolgt damit – nicht zuletzt mit der davor gepflanzten Streu-Obst-Wiese – ein nachhaltig-ökologisches Konzept und kann somit beispielgebend für weitere Projekte sein.

Holzhaus Z8; Foto: Fraktion

Holzhaus 28 / Z8 – Lindenau

Das Holzhaus 28 in Lindenau ist eines der bekanntesten Beispiele für Holzmassivbauweise und ist einzigartig in Sachsen. Es befindet sich in der Felsenkellerstraße 1 und wird auch Z8 genannt, da dem Haus, wenn der Eingang auf der Zschocherschen Straße liegen würde, die Hausnummer acht zustünde. Das fünfgeschossiges Wohn- und Geschäftshaus wurde 2018 mit dem Architekturpreis der Stadt Leipzig ausgezeichnet. Der Treppenhauskern besteht aus Stahlbeton, währenddessen der Rest komplett aus Holz gefertigt ist. Die 520m3 Holzkonstruktion binden 520 Tonnen CO2 fest im Gebäude. Versorgt wird das Gebäude durch eine Wärmepumpenanlage, eine Solarkollektoranlage und eine Regenwassernutzungsanlage.

Weitere Information: https://www.bauenmitholz.de/architekturpreis-stadt-leipzig-zeichnet-holzhaus-aus-16102019