Leipzigs eingemeindeter Südwesten

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1993 fanden im Rahmen der Gebietsreformen Eingemeindungen statt, die teils gesetzlich festgelegt wurden, teils freiwillig seitens der kleinen Gemeinden vollzogen wurden. Diese eingemeindeten Ortsteile fallen auch heute noch unter die Ortschaftsverfassung, werden durch direkt gewählte Ortschaftsräte repräsentiert und verfügen über finanzielle Mittel zur Pflege der ortschaftsspezifischen Kultur, die sogenannten Brauchtumsmittel. Im Folgenden wollen wir diese Ortsteile näher vorstellen. Hier die Ortsteile des Stadtbezirks Leipzig Südwest, Hartmannsdorf, Rehbach und Knautnaundorf, die einen gemeinsamen Ortschaftsrat haben.

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„Illegaler“ Blühstreifen

Hier vor dem Haus in der Erikenstraße 28 haben Hartmannsdorfer Bewohner*innen über wenige Jahre einen wilden Blühstreifen an der Hauswand angepflanzt. Dieser Blühstreifen war über lange Zeit aufgrund seiner wilden und reichhaltigen Blumenschar ein echter Hingucker, in dem sich tausende Insekten und auch einige seltene Bienenarten tummelten. Dennoch gab es im Dorf Unmut, weil der Blühstreifen den Gehweg einengte, vor allem an einer Stelle, an der ein Straßenschild gefühlt mitten auf dem Gehweg steht. Eine einvernehmliche Lösung, für die sich unsere Bündnisgrüne Fraktion auch eingesetzt hatte, konnte leider nicht gefunden werden, sodass der Blühstreifen seit 2024 leider nicht mehr da ist. So klein wie er war, stellt er den Verlust eines Lebens- und Nahrungsraum für Insekten dar

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Alte Eriken-Gärtnereien

Hartmannsdorf ist wegen der Bodenverhältnisse in der Elsteraue seit jeher bekannt für die vielen Gärtnereien, die sich vor allen Dingen dem Anbau von Eriken, Kamelien, Azaleen und anderen Moorbeetpflanzen widmeten. 1914 produzierten 18 Gärtnereien 500.000 Eriken, in den Zwanzigerjahren kamen bei 27 Gartenbaubetrieben im Ort noch Kamelien und Azaleen hinzu. Heute findet man nur noch knapp zehn Privatgärtnereien in Hartmannsdorf, einige Straßen wurden aber nach der Eingemeindung mit Eriken- und Azaleenstraße sowie Kamelien- und Heideweg nach den angebauten Pflanzen benannt und so auf den Gartenbau Bezug genommen.

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Erikenbrücke über die Elster (Stadtratsbeschluss)

Die Erikenbrücke über die Weiße Elster bildet seit bald zehn Jahren eine unmittelbare fuß- und radläufige Verbindung von Hartmannsdorf mit dem Freizeitpark Belantis und dem in der Entwicklung befindlichen Nordufer des Zwenkauer Sees und ist damit zu einer großen Bereicherung für den Ortsteil geworden. Wir hatten uns im Zuge der damaligen Planung sehr für eine Brückenvariante engagiert, die auch für eine Linienbusverbindung über Belantis zum Zwenkauer See geeignet gewesen wäre. Dies hätte die Busverbindung zum Belantis, die über die A38 geführt wird, massiv verkürzt und so attraktiver gemacht. Für eine dann breitere Variante hatte aber die damalige Landesregierung eine Förderung versagt, sodass letztlich „nur“ eine Fuß- und Radwegbrücke, die im Notfall auch von Rettungsfahrzeugen genutzt werden kann, entstand.

Fehlende Elsterquerung zum Zwenkauer See

Dem Zwenkauer See so nah, und doch ist er so fern. Knautnaundorf, unser südwestlichster Ortsteil südlich der Autobahn A38 ist Luftlinie nur einen Kilometer vom Zwenkauer See entfernt. Eine weitläufige Brücke überquert Elster und Bahnstrecke. Diese Brücke gehört zur Bundesstraße B186, verfügt weder über einen Fußweg, noch über einen Radweg. Ein zeitgemäßer Bau sieht anders aus. Daraus folgen aber für Menschen ohne Auto sehr weite Umwege, um zum See zu gelangen. Da der Brückenbau der B186 marode ist und ein Ersatzneubau nötig ist, setzen wir uns sehr dafür ein, dass dann auch eine sichere Nutzung und Anbindung an den Zwenkauer See für den Rad- und Fußverkehr möglich wird. Bis es soweit ist, werden leider noch einige Jahre vergehen. Durch die Umplanung zur Elektrifizierung der Bahnstrecke muss auch eine komplette Umplanung der Brücke erfolgen…

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Fehlender Bahnhaltepunkt

Knautnaundorf verfügt auch über einen Bahnhaltepunkt, nur leider hält hier schon seit Jahren keine Bahn mehr. Das ist umso bedauerlicher, weil dies eine ideale Verbindung darstellen würde, um schnell in die Leipziger City zu gelangen, was ansonsten nur umständlich über den immerhin mittlerweile existierendes Flexa-Bus und die Straßenbahnlinie 3 ab Knauthain innerhalb einer Stunde möglich ist. Wir haben uns beim Zweckverband Nahverkehrsraum Leipzig dafür eingesetzt, dass der Haltepunkt Knautnaundorf wieder in die Bestellung aufgenommen wird. Dies jedoch konnte bislang leider nicht zum Erfolg gebracht werden.

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Schornstein des Stahl- und Hartgusswerks Bösdorf

Mit 205m ist der markante Schornstein des Stahl- und Hartgusswerks Bösdorf im Gewerbegebiet Knautnaundorf Leipzigs höchstes Bauwerk und für uns im Südwesten ein kleines großes Wahrzeichen. Durch den Braunkohletagebau wurde das Stahl- und Hartgusswerk Bösdorf von Bösdorf nach Knautnaundorf umgesiedelt, der Schornstein wurde allerdings nie wirklich in Betrieb genommen und heute eher ein Mahnmal für den Tagebau und seine Folgen.

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Andreaskapelle

Die kleine idyllische Andreaskapelle mit einem kleinen umliegenden Friedhof bildet den Mittelpunkt Knautnaundorfes. Mit ihrem massigen runden Turm geht sie auf eine Rundkapelle aus der Zeit von Wiprecht von Groitzsch bis ins 11. Jahrhundert zurück und ist damit eine der ältesten Kirchen in Sachsen. Im Turm ist die historische Kapelle des Mittelalters wiederhergestellt. Das Kirchenschiff dient als Gemeindesaal. Aus Analogien zu den Resten einer Kapelle auf der Burg Groitzsch (Gurlitt 1894) und Grabungen in Knautnaundorf (Küas 1972) folgt, dass der runde Schaft des Turmes Teil einer Kapelle aus der Zeit vor 1100 ist. Die Ähnlichkeit zur Burg Groitzsch führt zu Wiprecht von Groitzsch, dessen Frau aus Böhmen stammte, wo solche Rotundenkirchen aus dieser Zeit bekannt sind, sodass für Knautnaundorf ein mit Wiprecht verbundener Herrensitz vermutet werden kann. Seit 1977 steht die Kirche unter Denkmalschutz.

Mehr Informationen unter https://www.knautnaundorf.de/de/ort/andreaskapelle

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Kitaneubau und Kulturverein Knautnaundorf (Beschluss zum Kombibau)

Der in Knautnaundorf sehr aktive Kulturverein hat sein Domizil im Anbau hinter dem ehemaligen Gemeindehaus in der Schkorlopper Straße. Der repräsentative Altbau steht seit den 90er Jahren leer und wurde von den Tauben in Beschlag genommen. Um dem Verein bessere Möglichkeiten zu geben, die ihm durch den damals geschlossenen Eingemeindungsvertrag auch zugesichert sind, soll nach dem Abriss des Hauses ein Neubau entstehen, der durch eine kleine Kindertagesstätte mit etwa 40 Plätzen, als Außenstelle einer Kita im Stadtgebiet, ergänzt bzw. kombiniert werden soll. Für den Kitabau hat sich unsere bündnisgrüne Fraktion, gemeinsam mit dem Ortschaftsrat eingesetzt, um endlich wieder soziale Infrastruktur im Dorf zu schaffen und kürzere Wege für die Familien aus Knautnaundorf zu ermöglichen.

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Schafbeweidung im Südwesten

Im Elsterhochflutbett und an den Hängen der Elster, ebenso wie im Elsterstausee usw. werden die Wiesen durch Schafbeweidung bewirtschaftet und gepflegt. Hierzu kooperiert die Stadt mit der Schäferin und ihren Herden. Im April 2017 beschloss der Stadtrat auf Initiative unserer Bündnisgrünen Fraktion, im Stadtforst eine halbe Stelle zu schaffen, die die bis dahin komplett selbstständige Schäferin übernahm. Dies minderte ihr Risiko aufgrund gestiegener Anforderungen und durchzunehmende Vandalismusschäden und nahm andererseits die Stadt als maßgebliche Profiteurin stärker in die Verantwortung. Die Presse kommentierte dies damals scherzhaft so, dass der Stadt mit einem Schlag ein paar hundert Mitarbeiter*innen (Schafe) zugefallen sind ;-)

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Kiesgrube Rehbach (ehem. Lärmbelastung; Renaturierung und Nachnutzungskonzept)

Die Gewinnungsarbeiten im 60ha großen Kiesabbau in Rehbach laufen seit 1999, wurden mittlerweile stark gedrosselt und werden bis spätestens 2025 formell beendet. Der in Rehbach abgebaute Kies wurde u.a. für den Bau des Leipziger City-Tunnels verwendet. Dennoch war der Abbau von der Rehbacher und Knauthainer Bevölkerung stets kritisch beäugt. Wir haben uns über die Jahre aufgrund des Lärmschutzes von Knauthain und immer gegen eine Ausweitung von Betriebszeiten Rehbach eingesetzt. Mittlerweile ist inmitten des Sees eine Vogelschutzinsel entstanden, auf der ca. 20 Vogelarten, darunter Nil-, Grau- und Saatgänse, verschiedene Möwenarten, Haubentaucher und Finkenschwärme und auch der Große Brachvogel beobachtet werden können. Auf der Ostseite des Kiesabbaus ist ein Teil der in der Abbaugenehmigung festgesetzten Rekultivierung bereits abgeschlossen und auch ein kleiner Strand entstanden. Wir hoffen, dass zeitnah weitere Maßnahmen zur Rekultivierung wie vereinbart umgesetzt werden.

 

Treppenhaus; Foto: Fraktion

Kiestagebau Zitzschen/Großdalzig

Der Kiestagebau liegt südlich von Knautnaundorf. Dort wird seit etwa 2015 Kies und Sande im Trockenschnitt abgebaut, etwa 2030 soll die Genehmigung enden und eine Renaturierung der wertvollen Ackerböden erfolgen. Die Mitteldeutsche Baustoffe AG hat jedoch entgegen des damals gefundenen Kompromisses nun eine Ausweitung auf Nassschnitt und eine Verlängerung bis 2051 beantragt. Dies würde für Knautnaundorf nicht nur noch mehr Lkws, Schmutz und Lärm bedeuten. Auch auf die Renaturierung soll verzichtet und drei weitere Landschaftsseen hinterlassen werden. Die mit dem Nassschnitt verbundenen Gefahren für den Grundwasserleiter sind ebenso nicht zu unterschätzen, auch die hinzukommenden und im Leipziger Südraum ohnehin schon vielen Verdunstungsflächen werden für den Wasserhaushalt negative Auswirkungen haben. Und die Abbauflächen stehen in direkter Konkurrenz mit dem Ausbau erneuerbarer Energieanlagen, die in dem Areal angedacht sind. Wir Bündnisgrüne haben uns sehr gegen den Rahmenbetriebsplan für den Kiestagebau ausgesprochen.

Rathausturm; Foto: Fraktion

Emu Gehege

Das Emu-Gehege bietet nicht nur den Vögeln ein Zuhause, sondern auch den Besuchenden die Möglichkeit, diese faszinierenden Tiere aus nächster Nähe zu erleben und für eine Pause zu verweilen.

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Vielfaltsgärtnerei "Leipziger Bodenschätze"

Hier wird frisches Gemüse regional und nachhaltig angebaut. Das ressourcenschonende Anbausystem ist geprägt durch den Verzicht von Pestiziden, Insektenfreundlichkeit und der stetigen Verbesserung des Bodens. Übrig gebliebene Lebensmittel werden hier nicht weggeworfen, sondern kommen der Tafel zugute.

Ratsplenarsaal; Foto: Fraktion

Imkereitradition Rehbach (Thema Pestizideinsatz, Landwirtschaftskonzept)

Bekannt ist in Rehbach vor allem die Bienenfarm Kern mit ihrer Sächsischen Honigschenke, der Erlebnisscheune und ihrem Hofladen.

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Rehbacher Anger (Sicherung durch B-Plan)

Rehbach wurde 1973 nach Knautnaundorf, 1994 mit diesem nach Kulkwitz und 1999 mit Knautnaundorf nach Leipzig eingemeindet. Rehbach ist eines der letzten fast vollständig erhaltenen Angerdörfer. Inmitten des Angers steht die Chorturmkirche aus dem 14. Jahrhundert.