Buchstadt Leipzig

Foto: Fraktion

Leipzig war und ist nicht nur Musikstadt, sondern auch Buchstadt. Ohne das Buch, die zahlreichen Verlage, Druckereien, Bibliotheken, ohne die vielen berühmten Autorinnen und Autoren, für die Leipzig ein kultureller Dreh- und Angelpunkt war und ist, ohne die Leipziger Buchmesse und ohne die Kultur der Buchhandlungen, überhaupt ohne die Leipziger Lesekultur ist unsere Stadt nicht denkbar. Kurz, Leipzig ist auch ohne den offiziellen Titel eine Welthauptstadt des Buches und kann daher auf ein reiches Erbe Buchgeschichte zurückgreifen.

Unsere Fraktion hat die Stadtverwaltung im Oktober 2022 damit beauftragt die Entwicklung einer „Leipziger Bücherspur“ in digitaler Form umzusetzen. Spätestens innerhalb des Themenjahres „Buchstadt Leipzig“ (Arbeitstitel) im Jahr 2025 wird eine Realisierung erwartet.

Im Folgenden haben wir schonmal unsere eigene „Leipziger Bücherspur“ entwickelt und laden herzlich zum Erkunden der Leipziger Lesekultur ein.

Station 1: Bauhaus-Lesesaal Naturwissenschaften am Deutschen Platz

Bauhaus-Lesesaal; Foto: Fraktion

Im 1916 fertiggestellten und u.a. vom Börsenverein der Deutschen Buchhändler zu Leipzig finanzierten prachtvollen Bau der Deutschen Nationalbibliothek befindet sich im Südostflügel des Hauses auch ein Lesesaal aus den 1930er-Jahren, der bislang kaum bekannt ist. Die Einflüsse des Bauhauses sind in dem heutigen Lesesaal der Naturwissenschaften unübersehbar. In einer Führung kann man ausgiebig auf den Bauhaus-Freischwingern probesitzen, erfahren, warum zwei Wandgemälde noch vor Eröffnung des Lesesaales wieder verschwanden und einige besondere Bauhaus-Publikationen aus dem Bestand der Deutschen Nationalbibliothek sehen.

Station 2: Deutsches Buch- und Schriftmuseum

Buch- und Schriftmuseum; Foto: Fraktion

Das 1884 als Deutsches Buchgewerbe-Museum gegründete Deutsche Buch- und Schriftmuseum (DBSM) in Leipzig ist das weltweit älteste Fachmuseum seiner Art. Seit 2011 ist es in dem auf einem Entwurf der Stuttgarter Architektin Gabriele Glöckler basierenden Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek untergebracht.

Station 3: Lesemännchen-Leuchtreklame des Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft (LKG)

LKG-Leuchtreklame; Foto: Fraktion

Ein Überbleibsel aus DDR-Zeiten ist das Lesemännchen Firmenlogo der Leipziger Kommissions- und Buchhandelsgesellschaft mbh (LKG), der früheren Marktführerin im staatlichen Zwischenbuchhandels der DDR. Heute beschäftigt das Unternehmen, was zu den traditionsreichsten Verlagsauslieferungen Deutschlands zählt, ca. 200 Mitarbeitende. Das Lesemännchen schmückt auch heute noch die Fassade der Prager Straße 16.

Station 4: Gutenbergschule

Gutenbergschule; Foto: Fraktion

Hinter dem Grassi-Museum wurde im Jahr 1853 am Gutenbergplatz die Deutsche Buchhändler-Lehranstalt gegründet, später im Jahr 1886 auch die Buchdrucker-Lehranstalt.

Beide Schulgebäude wurden leider ein Opfer des Krieges. Das 1929 eingeweihte neue Gebäude der Buchdrucker-Lehranstalt und Meisterschule für das grafische Gewerbe, später Gutenbergschule, beherbergt heute das Berufliche Schulzentrum mit den Fachgebieten Buch, Büro, Druck, Medien, Sprachen und Kunst.

Station 5: Deutsches Buchgewerbehaus

Deutsches Buchgewerbehaus; Foto: Fraktion

Das vom schwedischen Architekten Emil Hagberg errichtete 1898 bis 1901 errichtete Neorenaissancegebäude war der Sitz des Deutschen Buchgewerbevereins Es enthielt neben Büros der buchgewerblichen Vereine auch Ausstellungsräume für eine Jahres-Novitäten-Schau, das heute im Erweiterungsbau der Deutschen Nationalbibliothek untergebrachte Deutsche Buchgewerbe-Museum und eine Maschinenausstellung. Im Zweiten Weltkrieg teilzerstört und später nur notdürftig wieder aufgebaut, erfolgte 2015 bis 2017 eine umfassende Rekonstruktion. Das Gebäude dient heute als Wohnhaus, trägt von außen aber noch gut sichtbar seine frühere Bedeutung.

Station 6: Reclam-Museum in der Kreuzstraße 12

Flyer des Reclam-Museums; Quelle: Reclam-Museum

In der Kreuzstraße 12, im Leipziger Graphischen Viertel, lädt das Reclam-Museum in die Geschichte des Buchverlages ein. Dieses Buchmuseum umfasst eine Ausstellung von etwa 10.000 Heften, Büchern und weiteren Schriften und Werken aus Reclams Universal-Bibliothek von deren Anfängen 1867 bis in die Gegenwart.

Station 7: Reclam-Caree Kreuzstraße/Inselstraße/Egelstraße

Reclamcaree; Foto: Fraktion

Gegenüber des Reclam-Museums befindet sich ein großer Gebäudekomplex, das sogenannte Reclam-Caree. Hier ist heute unter anderem das Max-Planck-Institut für Mathematik beheimatet. Diese im Historismus und Jugendstil zwischen 1887 und 1905 erbauten Gebäude wurden durch den Verlag Anton Philipp Reclam beauftragt und durch den Baumeister und Architekten Max Bösenberg entworfen. Den besonders als Herausgeber der Reclams Universal-Bibliothek bekannten Verlag hatte Anton Philipp Reclam 1828 in Leipzig gegründet.

Station 8: Wilhelm-Goldmann-Verlag im Industriepalast

Industriepalast; Foto: Fraktion

Der 1922 in Leipzig gegründete und bis heute berühmte Goldmann-Verlag hatte seinen ersten Sitz im Industriepalast in der Brandenburger Straße 14-16. Nachdem zunächst Kunstbände und Abenteuerromane publiziert wurden, kam 1927 mit „Die Bande des Schreckens“ der erste Kriminalroman von Edgar Wallace bei Goldmann heraus.

Den Umschlag zierten die Worte: „Es ist unmöglich, von Edgar Wallace nicht gefesselt zu sein!“

Alle vier bis sechs Wochen brachte der Goldmann-Verlag damals einen neuen Wallace-Roman heraus.

1928 kam Edgar Wallace nach Leipzig, um als Pate an der Taufe von Wilhelm Goldmanns ältestem Sohn teilzunehmen. Am Hauptbahnhof empfingen ihn vierhundert Anhänger und eine Schar Journalisten. Ein Reporter erklärte Wallace, er kenne seinen Namen, habe aber noch nie ein Buch von ihm gelesen. Wallace wandte sich daraufhin an Goldmann: „William, is the man illiterate?“ [Wilhelm, ist der Mann Analphabet?].

Seit 1950 ist der Goldmann-Verlag in München ansässig.

Station 9: Das „Reclam-Haus“ in Gohlis

Reclamhaus; Foto: Fraktion

Im ‚Reclam-Haus‘ in der Marbachstraße / Ecke Platnerstraße in Leipzig wurde am 10. November 2011 der gemeinnützige Verein "Literarisches Museum e.V." gegründet.

Das Haus selbst wurde 1902 von Hans Heinrich Reclam (1840–1920), dem einzigen Kind des Verlagsgründers Anton Philipp Reclam (1807–1896), errichtete. In dessen bel étage wohnte ab 1911 Dr. h.c. Hans Emil Reclam (1881-1943), einer der beiden Söhne von Hans Heinrich Reclam und Leiter der Verlagsdruckerei, der das Haus von seinem Vater zur Hochzeit geschenkt bekam. Auch dessen Bruder Dr. Ernst Reclam (1876–1953) wohnte von 1943 bis zu seinem Weggang aus Leipzig im Jahr 1948 in dem Haus, da die Villa Hans Heinrich Reclams in der Karl-Tauchnitz-Straße 35, in der Ernst Reclam ab 1924 gewohnt hatte, im Krieg zerstört worden war.

Station 10: ehem. Verlagshaus Bernhard Meyer am Dittrichring 24

Dittrichring 24 in der Sanierung; Foto: Fraktion

Dieses von Architekt Hugo Licht (er entwarf auch unser Neue Rathaus) entworfene geschichtsträchtige Gebäude war einst das Verlagshaus Bernhard Meyer, später dann Vobach, Meyer & Hamel. Der Verlag Vobach war unter anderem der Verleger der "Sonntagszeitung für's Deutsche Haus". Das Gebäude wurde dann von 1911 bis 1913 das Geschäftshaus der Alten Leipziger Feuerversicherung, später von 1950 bis 1989 beherbegte es den Sitz der Bezirksverwaltung für Staatssicherheit (BVfS).

Heute findet sich hier die Gedenkstätte Museum in der "Runden Ecke" und das Stasi-Unterlagen-Archiv Leipzig.

Station 11: Herfurthsche Villa bzw. Credner-Villa

Herfurthsche Villa; Foto: Fraktion

Neben Markkleeberg (ehemalige Herfurth-Villa im Agra-Park, heute als Weißes Haus bekannt) hat auch Leipzig eine Herfurthsche Villa. Im Jahr 1913 kaufte Pauls jüngerer Bruder, der bekannte Zeitungsverleger Edgar Herfurth (1865-1950) die Villa des Geologen Hermann Credner in der Karl-Tauchnitz-Straße 11 und beauftragte in den Jahren darauf diverse Umbauten am Gebäude. Die im Stil des Historismus errichtete Villa wurde nach der Einteignung Herfurths im Jahr 1945 der Universitätsklinik übergeben. 1990 wurde sie dann von der Musikhochschule Felix-Mendelssohn-Bartholdy genutzt und beherbergt nunmehr seit einigen Jahren die „Galerie für Zeitgenössische Kunst“.

 

Station 12: Schauraum Papyrus Ebers

Schauraum Papyrus; Foto: Fraktion

Ebenfalls nicht unwesentlicher Teil der Buchstadt Leipzig ist der Schauraum Papyrus Ebers, den die Universitätsbibliothek Leipzig in der Beethovenstr. 6 bewahrt. Diese größte und einzig vollständig überlieferte medizinische Papyrusrolle Altägyptens wurde 1873 vom Leipziger Ägyptologen Georg Ebers für die Universitätsbibliothek erworben hatte. Zwei Jahre später ließ Ebers den in hieratischer Schrift geschriebenen Text drucken. Seit 2021 kann eine Replik der 18,63 m langen Papyrusrolle in dem Schauraum im Foyer der Bibliotheca Albertina besichtigt werden.

 

Station 13: Kunstbibliothek der HALLE 14

Kunstbibliothek der HALLE 14 mit Performance der ORTONANDONS 2014; Foto: Ulrike von Dewitz

Die Kunstbibliothek der HALLE 14 auf dem Geländer der Leipziger Baumwollspinnerei ist eine Präsenzbibliothek die über eine einzigartige Sammlung zeitgenössischer Kunstliteratur verfügt und das Archiv der Spinnereikünstler*innen beherbergt. Etwa 25.000 Medien und aktuelle Kunstmagazine sowie ein Online-Katalog stehen kostenfrei und ohne Anmeldung zur Verfügung. Die Bibliothek der HALLE 14 ist vom Sächsischen Ministerium für Wissenschaft und Kunst als wissenschaftliche Spezialbibliothek (Kunst- und Museumsbibliothek) anerkannt. Sie initiiert regelmäßig eigene Kunstprojekte und Veranstaltungen rund um das gedruckte Medium und ist ein Ort für Lesungen, Buchpräsentationen und Vorträge.