Route gegen Rechts

Der Bahnhofsplatz

Bahnhofsplatz; Foto: Fraktion

1983 hatten SPD und die Grünen / Bunte Liste im Stadtrat dafür gesorgt, dass der Bahnhofsplatz in Gedenken an Bielefelder Widerstandskämpfer in „Platz des Widerstandes“ benannt werde. Keine sieben Jahre später hieß er wieder Bahnhofsplatz – die mittlerweile bürgerliche Ratsmehrheit aus CDU, BfB und FDP revidierten den Beschluss von ’83. Als Grund führten sie vor allem eine bessere Orientierung für Ortsfremde an. Nicht nur Grüne und SPD, auch Teile von Presse und Öffentlichkeit wiesen dies als scheinheilig und geschichtsvergessen aus.
Laut Inge Schulze sei es dem Engagement der Friedensgruppe der Altstädter Kirchengemeinde zu verdanken, dass wenigstens noch eine Tafel an die Gräueltaten der NS-Zeit erinnere.

Der Jahnplatz

Jahnplatz; Bild: Fraktion

Der Jahnplatz steht symbolisch für ein Kernelement der Bielefelder Strukturen gegen Rechtsextremismus, das sich nicht nur an einem Ort festhalten lässt: Eigeninitiative aus der Zivilgesellschaft. Im Laufe der Jahre kamen immer wieder eindrucksvolle Demonstrationen zustande, welche häufig durch Verbände lokaler Organisationen, wie das „Bündnis gegen Rechts“, organisiert wurden. Im Januar 2024 fanden mehrere solcher Demonstrationen am Jahnplatz statt, die größte davon mit 30.000 Teilnehmenden

Die Kunsthalle

Kunsthalle; Quelle: Fraktion

Dreißig Jahre lang war die Kunsthalle Bielefeld nach einem Mitglied und Großspender des "Freundeskreises Heinrich Himmler", Richard Kaselowsky, benannt. Die Namensgebung erfolgte auf Wunsch des Stifters des Kunsthallen-Gebäudes, Rudolf-August Oetker, der damit seinem Stiefvater ein Denkmal setzen wollte.
1985 stellte die Ratsfraktion der Grünen / Bunte Liste einen Antrag zur Umbenennung der Kunsthalle in “Käthe-Kollwitz-Haus”, der von den Fraktionen der CDU, SPD und FDP abgelehnt wurde.
1998 wurde die Diskussion um eine Umbenennung trotz des Ablehnens der Oetker-Familie wieder aufgenommen. Ein gestarteter EinwohnerI*inenantrag für eine Umbenennung hatte in der Zwischenzeit für zusätzlichen politischen Druck gesorgt. In der Ratssitzung am 29. Oktober 1998 votierten in namentlicher Abstimmung schließlich 35 Ratsmitglieder für die Umbenennung, 28 waren dagegen.
Eine Woche nach der Umbenennung teilte Rudolf August Oetker mit, dass er sich nach der Ratsentscheidung "gezwungen" sah, sich aus der Kunsthalle zurückzuziehen und seinen Leihvertrag über 7 Kunstwerke zu kündigen. Auch an der geplanten Stiftung Kunsthalle wollte er sich nicht beteiligen.

Die Schule am Waldhof

Schule am Waldhof; Foto: Fraktion

Von 1947 bis 1996 trug das heutige "Gymnasium am Waldhof" den Namen "Bavink"-Gymnasium, benannt nach dem Lehrer der Naturwissenschaften Dr. Bernhard Bavink, der seit 1912 am damaligen Mädchengymnasium unterrichtete. Bavink genoss bei seinen Schülerinnen ein hohes Ansehen und war für seine offene Art und seinen lebendig gestalteten Unterricht bekannt.Ab 1991 begann in Öffentlichkeit und Politik eine Diskussion um den Namen des Gymnasium. Im Zentrum stand Bavinks Befürwortung der Eugenik. Die GRÜNEN / Bunte Liste stellten daraufhin einen Antrag auf ein wissenschaftliches Gutachten zur Bewertung von Bavinks Positionen im Verhältnis zu den Nationalsozialisten, Euthanasie und der "Vernichtung lebensunwerten Lebens". Der folgende Bericht kam zu dem Schluss, dass Bavinks Thesen zur Eugenik nicht mit der von den Nationalsozialisten verfolgten Euthanasie gleichzusetzen sei. Bavink setzte sich zwar zur Zeit des Nationalsozialismus für eine frei Wissenschaft ein, war aber gleichzeitig politisch nah der NSDAP und seit 1933 Parteimitglied.Daher stimmte der Stadtrat 1996 mit einer knappen Mehrheit für eine Umbenennung des Gymnasiums.

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Die 10+1 Bäume in Gedenken an die Opfer des NSU

10+1 Bäume der Opfer des NSU; Foto: Fraktion

Bei der Aktion "10+1 Bäume für die Opfer des NSU" handelt es sich um eine Kampagne des Landesintegrationsrates NRW, mit der über 100 Integrationsräte dazu aufgerufen wurden sich in ihren Kommunen für ein vielfältiges, friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben einzusetzen. Im Zuge dieser Aktion wurden in verschiedenen Städten, unter anderem Bielefeld, 11 Bäume für die Opfer rechter Gewalt gepflanzt. Das Ziel war es, Erinnerungsorte zu schaffen, die sichtbar in der Stadt platziert sind. Die Pflanzung der Bäume verteilt sich über die zehn Stadtbezirke Bielefelds. Die Zahl elf ergibt sich aus den zehn Opfern des NSU sowie einem weiteren Baum, stellvertretend für alle anderen Opfer rassistischer Angriffe .Dieser Baum wurde in Gedenken an Mehmet Turgut gepflanzt. Er war 24 Jahre alt, als er bei seiner Arbeit in einem Imbiss von den Attentätern des NSU erschossen wurde.

Die Wäschefabrik

Wäschefabrik; Foto: Fraktion

Der zunehmende Druck auf jüdisch geführte Unternehmen zwang Hugo Juhl 1938 dazu, seine Wäschefabrik zu verkaufen. Er starb kurze Zeit später an Kreislaufversagen. Seine Familie floh, teils schon vor seinem Tod, in die Niederlande. Nach der Invasion durch die deutsche Armee kamen sie dort ein Jahr später ums Leben.
Die neuen Besitzer der Wäschefabrik, Georg und Theodor Winkel, führten die Fabrik bis an ihr Lebensende unverändert weiter. Heute bildet die Fabrik ein begehbares Denkmal, in dem man die ehemaligen Arbeitsplätze der Näherinnen und die Ausstattung der Fabrik in ihrem ursprünglichen Zustand besichtigen kann.

Die Gedenktafel am Kesselbrink

Gedenktafel am Kesselbrink; Foto: Fraktion

Diese Tafel erinnert an die Opfer des rechtsextremistischen Terroranschlags in Hanau, bei dem 9 Menschen ums Leben kamen. Nach dem Anschlag wurde dieser Ort von Bürger*Innen der Zivilgesellschaft als Gedenkstätte genutzt, an die zahlreiche Blumen, Briefe und Schilder gebracht wurde. Schnell gründete sich eine Initiative, die eine permanente Lösung forderte. Der Stadtrat beschloss daraufhin ein Denkmal an genau diesem Ort errichten zu lassen, das 2022 in Partnerschaft mit der „Initiative 19. Februar“, einer Opferinitiative der Betroffenen aus Hanau, eingeweiht wurde.

Das Denkmal der alten Synagoge

Denkmal der alten Synagoge; Foto: Fraktion

Die 1905 errichtete Alte Synagoge in der Turnerstraße wurde in der Nacht des 9. Novembers 1938 von den Nationalsozialisten zerstört. Nachdem gegen Mitternacht SS-Mitglieder Brandbeschleuniger in der Synagoge platzierten und diese in Brand gesteckt hatten, stand das Gebäude gegen 5 Uhr morgens vollständig in Flammen. Die Feuerwehr, die bereits zuvor informiert wurde, beschränkte ihre Löschmaßnahmen nur auf anliegende Gebäude. Einzelne Feuerwehrmänner unterstützen die Brandentwicklung sogar aktiv. Bei dem Brand wurden wertvolle Torarollen und das Mobiliar der architektonisch beeindruckenden Synagoge zerstört oder geraubt. Der Brand, sowie die zuschauende Menschenmenge, wurde auf Film festgehalten. Bei diesen Aufnahmen handelt es sich um eine der wenigen filmischen Dokumentationen einer brennenden Synagoge während der Pogrome vom 9. November 1938, weshalb sie unter anderem im Jüdischen Museum Berlin zu sehen sind. Seit dem 9. November 1978 erinnert eine Gedenktafel in der Turnerstraße an die Zerstörung der Synagoge.